Hallo zusammen,
nach 10 Monaten in Kanada bin ich jetzt seit drei Tagen wieder zuhause und ich habe das Gefühl, Kanada ist schon unendlich weit weg. Mein Schlafwachrhythmus wird von Tag zu Tag schlimmer, aber ansonsten ist es unheimlich, wie schnell der Alltag einen wieder einfängt und man sein „altes“ Leben wiederbekommt. Jeder fragt, wie es war, und es ist schwer, diese lange Zeit kurz zu beschreiben. Es war auf jeden Fall die beste Zeit meines Lebens und wenn ich könnte, würde ich sofort zurückgehen. Natürlich ist es auch schön, wieder hier zu sein, seine Freunde und Familie zu sehen, aber nach einem Tag ist das auch wieder normal. Kanada war ein Abenteuer und ich habe unendlich viele neue Erfahrungen gesammelt und Erinnerungen gewonnen, die ich niemals vergessen werde. Es hat mich geprägt und als ich wieder gekommen bin, habe ich auf jeden Fall gemerkt, dass ich ein anderer Mensch bin als vor 10 Monaten. Mit meiner Familie und meinen Freunden komme ich immer noch klar, aber mein Zimmer musste ich erst einmal ausmisten, um Platz für Neues zu schaffen. Das Leben ist voller Veränderungen und ich möchte, dass meine Rückkehr ein neuer Start wird und kein Rückfall zu meiner Vergangenheit.
Doch zunächst einmal möchte ich euch noch was von meinen letzten Wochen auf Salt Spring erzählen, die zwar voller Abschiede war, allerdings denke ich, habe ich das Beste daraus gemacht und noch so viel Zeit und Spaß mit den Leuten gehabt, die ich bald vermissen würde und auch tue. Erst einmal musste ich noch meine Finalexams schreiben in Social Studies und eine Woche später in English. Die letzten Examen werden in den letzten zwei Wochen vor den Ferien geschrieben, man muss nur zur Schule gehen für paar Stunden an dem Tag, wo deine Examen angesetzt sind und hat sonst frei. Für mein Socialexam hatte ich den ganzen Nachmittag am Tag vorher gelernt (ja früh anfangen liegt mir nicht so, aber immerhin) und das Exam war dann auch echt gut und ich hatte die beste Note in der Klasse dadrin. English war ein Provincial Exam, was bedeutet, das gleiche Exam wird in ganz British Columbia geschrieben und die Schule werden dann untereinander verglichen. Daher habe ich auch noch keine Rückmeldung, aber das Exam war für mich recht schwer, ich hatte Probleme mit der Zeit, aber hoffe, dass es trotzdem noch ganz gut geworden ist.
In meiner Freizeit war ich ziemlich beschäftigt, weil ich mir vorgenommen hatte, aus der letzten Zeit noch das Beste herauszuholen, was mir eigentlich auch gelungen ist. Meine Gastfamilie habe ich kaum gesehen, weil wenn ich zuhause war, waren die arbeiten und wenn die dann zuhause waren, war ich meistens unterwegs, aber die haben das zum Glück alles ganz locker gesehen und mir eine letzte gute Zeit mit Freunden gegönnt.
Wir waren im St. Mary’s See schwimmen und haben uns mit dem Seil ins Wasser geschwungen,…
… ein letztes Mal in Victoria,…
…sind noch ein paar Mal Fähre gefahren,…
…ich war mit meiner Familie auf einer Lavendelfarm,..
…kayaken mit Signe,…
… ein Fest auf dem Weingut, was so langweilig war, dass wir ein wenig wandern gegangen sind und uns verlaufen haben,…
….kanadisches Essen genießen,…
…Sonnenuntergänge am Meer bewundern,…
…einfach Zeit im Ort zu verbringen,…
…Lunchdates,…
….Churchill Beach,…
…und so viele weitere Momente, von denen es keine Fotos gibt.
Der letzte Blogeintrag von Kanada musste ja mal wieder chaotisch werden, die Bilder sind alle in einer etwas falschen Reihenfolge und wenn ich die ganzen Geschichten dazu erzählen würde, würde das hier einfach viel zu lange dauern. Die letzten Tage waren einfach viel zu ereignisreich und wenn ich mir jetzt, eine Woche später, die Fotos anschaue, fange ich an zu weinen, weil ich die Leute und die Zeit einfach so sehr schon vermisse. Denn die letzte Zeit verging wie im Fluge, ich musste mein Zimmer leer räumen, Koffer packen und dann ging es auch schon wieder zurück nach Deutschland.
Am 29. Juni ging mein Flieger und weil meine Gasteltern arbeiten mussten, konnten die mich leider auch nicht zum Flughafen nach Victoria bringen. Aber zum Glück ist eine Freundin mit mir geflogen, deren Gastmutter hat mich mitgenommen und es war gut, nicht ganz so alleine zu sein. Wir haben unsere Koffer am Flughafen aufgegeben, was einfach total entspannt war, weil wir hatten am Tag vorher schon online eingecheckt und für unsere zweiten Koffer bezahlt. 10 Monate in einen großen Koffer zu packen, war nämlich unmöglich und als ich auf der Suche nach einem Zweiten war, habe ich einfach einen geschenkt bekommen. So ist der kleine Koffer zwar fast leer gewesen, aber alles hat problemlos gepasst. Nachdem wir unsere Koffer los waren, haben wir in Sidney noch was gegessen und sind durch den Ort gelaufen, weil wir noch so viel Zeit hatten. Ich habe sogar das Cafe wiedergefunden, in dem wir an dem Tag meiner Anreise gebruncht haben. Unglaublich, wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist. Schließlich sind wir am Flughafen durch die Kontrolle gegangen, wo mir einer der Arbeiter direkt auf deutsch einen erzählt hat und ich total verwirrt war. In einem winzigen Flugzeug sind wir dann so 40 Minuten nach Vancouver geflogen. Meine Freundin hatte den Fensterplatz und wir konnten die Gulf Islands, unser Zuhause der letzten zehn Monate, alle nochmal von oben sehen.
In Vancouver haben wir noch ganz viele andere deutsche Internationals getroffen und sind dann alle zusammen mit jeder Menge anderer Leute 10h lang in einem riesigen Jumbojet nach Frankfurt geflogen. Dieses Mal hatte ich den Fensterplatz, dafür allerdings auch ein tretendes Kleinkind hinter mir. Ich habe versucht, etwas zu schlafen, aber mehr als drei Stunden waren nicht drin, weil die Sitze einfach viel zu ungemütlich waren. Draußen wurde es nicht einmal komplett dunkel, weil wir so weit nördlich waren und am Horizont blieb ein oranger Streifen. Das Abendessen war recht gut, aber das Frühstück sah viel zu abartig aus, Flugzeugessen ist halt immer so eine Sache. Den Rest der Zeit habe ich Musik gehört oder mit meiner Freundin geredet auf Englisch, auch wenn die Stewardessen und auch die meisten anderen schon am Deutsch reden waren.
Nach einem langen Flug sind wir dann um 11 Uhr deutscher Zeit gelandet und ich war total aufgeregt, meine Familie wiederzusehen. Meine Koffer waren die ersten, die ankamen und so war ich auch die erste, die rausgekommen ist. Dort standen richtig viele Eltern mit Plakaten und Luftballons, die auf ihre Kinder gewartet haben, aber meine Eltern natürlich nicht. Die saßen einfach da mit der Erwartung, dass ich eh die letzte bin, die auftaucht. Ich habe mich total gefreut, sie zu sehen, erst einmal laut gerufen, so dass auch alle mich angeschaut haben, habe meine ganzen Koffer umgeworfen und bin denen in die Arme gefallen. Sie waren etwas überrascht. Mit dem Auto sind wir dann noch ein paar Stunden nach Hause gefahren. In meinem Zimmer hing dann ein Willkommensbanner und stand ein Kuchen von meinen Freundinnen, worüber ich mich richtig gefreut habe. Den ersten Tag habe ich auch die ganze Zeit angefangen, in Englisch loszureden, ohne es zu merken, und meine Eltern haben mich jedes Mal angeschaut, was denn mit mir falsch wäre.
Inzwischen bin ich schon fast eine Woche wieder hier und es fühlt sich an, als wäre Kanada unendlich weit weg. Ich habe meinen Alltag schneller wiederbekommen, als ich wollte, und es ist fast so, als wäre nie etwas passiert, was total unheimlich ist. Am Freitag war ich das erste Mal unangekündigt wieder in der Schule und meine ganzen Freunde und Stufenkameraden wiederzusehen, war schon ein tolles Gefühl. Ich habe das Gefühl, während ich weg war, sind alle gewachsen, aber sonst ist alles noch beim Alten. Ich bin mit Fragen durchlöchert worden und wenn man fragt, was sie so zu erzählen haben, kommt nichts. Hört sich so an, als hätte ich kaum etwas verpasst, aber dafür habe ich umso mehr zu erzählen. Das Wochenende habe ich mit meiner Familie verbracht und am Montag bin ich nach Bonn gefahren, um eine Freundin zu besuchen, die nur das erste halbe Jahr mit mir in Kanada war. Morgens war ich erst mit meiner Schwester noch etwas shoppen und egal wie blöd sich das anhört, aber durch die Straßen laufen einfach hier ganz andere Leute als in Kanada. Als meine Freundin dann aus der Schule kam, haben wir uns am Bahnhof getroffen und die Wiedersehensfreude war riesig. Wir waren im Kino und haben den zweiten Teil von Alice im Wunderland geschaut, der recht gut war und ich habe dann bei ihr übernachtet. Wir hatten unglaublich viel Spaß zusammen, ich war nächsten Tag noch mit ihr in der Schule und bin dann auch schon wieder mit der Bahn nach Hause gefahren. In den Sommerferien möchte ich auf jeden Fall noch mehr Freunde besuchen, denn es ist einfach schön, jemanden zu haben, der einen versteht, wenn man über Kanada redet und wie unglaublich die Erlebnisse dort waren.
Mit dem Jetlag ging es eigentlich, die erste Nacht war noch gut, die zweite war ich dann auf einer Party, also war ich erst um drei im Bett, was dann wieder alles durcheinander geworfen hat. Daraufhin bin ich nämlich die Nacht danach früh eingeschlafen und um drei aufgewacht. Aber das war mehr meine eigene Blödheit, die letzten Tage schlafe ich wieder ganz normal. Dafür habe ich dann am Sonntag den Sonnenaufgang gesehen.
Vielleicht sollte ich das Jahr nochmal zusammenfassen, weil es jetzt vorbei ist, aber es war einfach unbeschreiblich. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Vielen Dank an alle, besonders meine Eltern, die mir es ermöglicht und mich ermutigt haben, für zehn Monate nach Kanada an eine Highschool zu gehen. Ich hatte die beste Zeit meines Lebens und habe unglaublich viele Erfahrungen gesammelt. Wenn ich könnte, würde ich sofort zurückgehen und ich kann es wirklich nur jedem empfehlen!
Danke auch an alle, die meinen Blog gelesen haben, es ist unglaublich, wie viele sich dafür interessieren und ich hoffe, mir ist es geglückt, euch alle immerhin ein wenig an meiner tollen Zeit teilhaben zu lassen!
Eure Sara
Hallo Sara,
jetzt habe ich endlich Deine letzten Einträge gelesen. Ich habe ja mitbekommen, wann Du wiedergekommen bist – Cora hat sich sehr auf Dich gefreut!
Danke, daß Du uns hast an Deinem aufregenden Jahr teilhaben lassen. Ich beneide Dich schon etwas, leider haben nicht viele Kinder so eine Möglichkeit!
Ich wünsche Dir hier in Wipperfürth wieder eine gute Zeit, Du schreibst ja, daß Du Dich schon wieder gut eingewöhnt hast. Du wirst sehen, in der Schule klappt es im Herbst auch wieder, wenn es am Anfang auch bestimmt nicht einfach sein wird!
Alles liebe weiterhin
Agnes