Hallo zusammen,
ich muss ja zugeben bisher war ich so ziemlich jedes Wochenende unterwegs, ich liebe es das Land kennenzulernen und ich hab auch noch einiges nachzutragen. Trotzdem ist Salinas mein Zuhause geworden und ich freue mich jedes Mal wenn ich im Camioneta zurückkehre und das Dorf am Hang vor mir aufragt. Auch ist die Kälte (achachaj!) schon fester Teil meines Lebens geworden und die Höhe kein Problem mehr. Die Mayores habe ich total ins Herz geschlossen und gehe jeden Tag gerne ins Zentrum, um zu basteln, puzzeln, tanzen oder zu spielen.
Allerdings wird das auf Dauer doch etwas langweilig und ich habe die letzten beiden Wochen auch mal bisschen was anderes noch gemacht. So habe neulich in der Ceramica Tonscheiben mit Motiven von Salinas angemalt.
Oder bei der Minga geholfen. Am Anfang habe ich mich immer gefragt, was das denn für ein wundersamer Ort sein könnte, von dem alle immer sprechen. Dann habe ich herausgefunden, dass es sich um die für die Andenregion typische Gemeinschaftsarbeit handelt. Alle möglichen Leute aus dem Dorf kommen zusammen, um mit anzupacken. So habe ich letztens zum Beispiel mitgeholfen in der Nähe des Baches Gruben auszuheben und Dämme aufzuschütten. Hier soll ein Biotop für Frösche und Fische entstehen (wenn ich das richtig verstanden habe). Einige haben mit Spaten die Erde aufgehackt, die nächsten mit Schaufeln die Erde auf Säcke oder Schubladen geladen und andere diese dann weggebracht und an anderer Stelle wieder aufgeschüttet. Eine Gruppe hat außerdem einen Felsen aus dem Bach gezogen und als Teil des Damms platziert. Die Arbeit war hart, ich war danach vollkommen schmutzig und sonnenverbrannt, aber es war ein gutes Gefühl zusammenzuarbeiten.
Außerdem hatte der Padre mich gefragt, ob ich nicht Schilder für den Park malen möchte. Die aus dem Tourismusbüro haben mir dann ein wenig geholfen, wo denn welches Schild hinkönnte, Farbe besorgt, die Baumstammscheiben gesäubert und ich habe dann wann immer ich Zeit hatte sie beschriftet und lackiert.
So nun aber noch ein wenig zu meinen Reisen die letzten Wochenenden. Ich habe in Guaranda neulich einen Typen aus San Pablo (kleines Dorf, ein gutes Stückchen entfernt) kennengelernt, der zufällig ein eigenes Auto hat. Zwar klein und alt, aber das ist hier einfach eine absolute Seltenheit. In ganz Salinas gibt es neben den Camionetas vielleicht zwanzig Autos.
Auf jeden Fall war ich in letzter Zeit relativ viel mit ihm und seinen Freunden unterwegs. Ein Wochenende sind wir nach Riobamba gefahren und dann weiter nach Baños. Schon allein die Reise im Auto, das Austauschen über Musik und die Gespräche über Gott und die Welt waren Gold wert. In Banos sind wir mit einer Gondel über den Fluss gefahren, um dort bisschen zu wandern. Danach waren wir abends noch bei Freunden von Freunden, die ein Haus etwas oberhalb des Ortes haben und saßen am Kamin. Auf dem Rückweg ist leider ein schlimmer Unfall passiert, auf den ich nicht näher eingehen möchte (nicht mit dem Auto und alle sind mit Schrecken davongekommen!). Aber trotzdem war es ein sehr schönes Wochenende.
Dieses Wochenende waren wir wieder zusammen unterwegs und sind zunächst zum Wasserfall San Rafael del Tusco in der Nähe von Guaranda gewandert. Als wir das erste Mal angekommen sind, war er allerdings komplett trocken. Ein Mann hat uns von oben zugerufen, er sorge gleich für Wasser, aber das haben wir natürlich nicht so ganz für voll genommen und sind umgedreht. Allerdings hat ein Freund auf dem Weg seine Brille verloren und wir sind wieder zurückgegangen, um sie zu suchen. Und nicht nur haben wir sie wiedergefunden, auch hatte der Wasserfall dieses Mal tatsächlich Wasser.
Danach sind wir nach Balzapamba gefahren. Das ist ein etwas tiefer gelegener Ort zwischen Sierra und Costa, durch den ein großer Fluss fließt und wo es wesentlich wärmer ist. Wir waren baden in mehreren kleinen Schwimmbecken in der Natur direkt am Fluss.
Letztes Wochenende bin ich mit meinem Mitfreiwilligen Niklas nach drei Tagen mit Gewitter in Salinas, recht spontan an die Küste gefahren. Die lange Busfahrt ist zwar ermüdend, aber wir brauchten mal etwas Meer und Sonne. Die erste Nacht haben wir bei unserer Mitfreiwilligen in Santa Elena verbracht und hatten so viel zu erzählen, dass wir es kaum geschafft haben zu schlafen. Nächsten Morgen sind wir weitergefahren nach Montañita, der Surf- und Partyhochburg von Ecuador.
Ich war einfach so unglaublich glücklich am Meer zu sein, die Zehen in den Sand zu graben, die Sonne auf der Haut zu spüren und den Wellen zu lauschen. Als ich nachmittags im Wasser war, hat mich dann ein Pärchen aus Cali angesprochen und wollte versuchen mir surfen beizubringen. Hinbekommen hab ich’s nicht so wirklich, aber es hat trotzdem super viel Spaß gemacht, auch wenn danach mein Bauch und Beine total aufgerubbelt waren. Abends kommt man ums Feiern kaum drum herum, es gibt sogar eine eigene Straße nur mit Cocktailständen. Am nächsten Morgen ging es erschöpft, sonnenverbrannt und in versandeter Kleidung wieder zurück in die Kälte nach Salinas.
Dieses Wochenende steht das Käsefestival an und alle sind schon in heller Aufruhr. Ich bin auch schon sehr gespannt, besonders weil alle anderen Freiwilligen zu Besuch kommen und ich ihnen endlich mein schnuckeliges Salinas zeigen kann
Schreibe einen Kommentar