Hallo zusammen,
ich könnte so viele Sachen schreiben und erzählen, aber ich komme einfach nicht dazu. Es gibt so viele kleine Momente, die mich inspirieren und zum Nachdenken anregen, doch es ist unmöglich, die alle wiederzugeben.
Blick auf Salinas von einem der umliegenden Hügel
Festival in Quito
Nach langem Überlegen bin ich mit Remi, Niklas und Lisanna spontan doch nach Quito mitgekommen. Auf der Fahrt mit dem Camioneta nach Guaranda haben wir uns mit paar Leuten unterhalten und sie haben uns einige Worte Quechua, die Sprache der Indigenen beigebracht. Hier gibt es schon relativ viele Leute, welche die Sprache gut können und eigentlich alle kennen geläufige Ausdrücke. Allerdings ist die Sprache wirklich anders und nicht einfach. Auch habe ich keine Ahnung, wie man die Wörter schreibt. Aber „Achachay“ bedeutet „kalt“ und „Kutratokama“ „bis bald“. Jemand hat mir gesagt mein Name würde Mais bedeuten. Hoffentlich war das nur ein Witz, sonst wäre das schon etwas merkwürdig. Das hier sind Fotos von der Bibel in Quechua, was ich etwas merkwürdig finde, schließlich haben die Indigenen eigentlich auch ihre eigene Religion.
Neben der ewigen Busfahrerei nach Quito und zurück, haben wir das Wochenende so gut wie nur mit Feiern verbracht, denn wir waren auf einem Musikfestival. Ganz interessant war es Julia und Johannes, zwei andere Freiwillige des Welthaus, zu sehen und uns über unsere Erfahrungen auszutauschen. Aber wir haben auch schnell neue Leute kennengelernt, die uns später noch mit auf ein Dorffest genommen haben.
Der ganze Platz war gefüllt mit Leuten, vorne war eine Bühne aufgebaut, auf der ein Blasorchester spielte. Verkleidete und maskierte Gruppen zogen durch die Menschenmasse und es sprühte Feuerwerk. Es wirkte eindrucksvoll, aber ich habe mich total unwohl gefühlt. Alle tranken einen heißen Liquor, welcher an zahlreichen Ständen in einem großen Topf gebraut und angeboten wurde. Der Großteil der Menschen war betrunken und viele Typen gafften auf uns weiße Mädchen oder gaben dumme Sprüche ab.
(Und ich hatte zu viel Angst um mein Handy, um Fotos zu machen…sorry!)
Arbeit im Seniorenzentrum
Durch meine Gastfamilie habe ich Mathias kennengelernt, dessen Vater der Bruder meines Gastvater ist, aber inzwischen eigentlich in Montreal, Kanada lebt und nur zu Besuch für einige Monate hier ist. Ich konnte ihn überzeugen, paarmal mitzukommen und er hat mir „Cuarenta“, ein ecuadorianisches Kartenspiel, beigebracht, welches wir dann auch mit den Senioren gespielt haben. Außerdem waren Blanca und Daniel, welche aus anderen Dörfern Ecuadors kommen und auch als Freiwillige hier sind, zwischendurch noch da und haben mitgeholfen. Darüber freue ich mich immer sehr, denn mit der Unterstützung anderer Jugendlicher ist es für mich einfacher, sich mit den Mayores zu unterhalten. Mein Spanisch ist halt noch immer eine Katastrophe, aber es wird besser.
Komisch ist es immer, wenn die Mayores mich nach Deutschland fragen, weil einige einfach kaum eine Vorstellung von der Welt außerhalb Ecuadors haben und manche Dinge muss man einfach erfahren und kann man nicht erklären. So zum Beispiel auch das Reisen im Flugzeug oder die vier Jahreszeiten. Total komisch für mich ist auch, wie viele nicht in der Schule waren und jetzt erst zählen, lesen und schreiben lernen. Ich glaube, sich vorzustellen, wie die gelebt haben, als sie so alt waren wie ich, ist eh unmöglich.
An einem Tag war eine Frau zu Besuch, um mit den Mayores über die Rolle der Frau zu sprechen. Das hat sich als ziemlich schwierig herausgestellt, da die nicht wirklich Interesse gezeigt haben und die Frau meiner Ansicht nach auch ziemlich didaktisch versucht hat, ihnen beizubringen, dass auch Frauen sich selbstverwirklichen können und den Männern gleichgestellt sind. Im Allgemeinen ist das für die Mayores mit dem Zuhören nicht immer so einfach. Am Freitag zum Beispiel hat der Padre eine Messe im Zentrum gegeben und die Hälfte ist eingeschlafen.
Außerdem habe ich meine erste Mütze fertig gestrickt. Sie besteht aus Alpacawollresten und ist daher etwas bunt, aber total warm.
Wasseraktion auf dem Plaza
Am Donnerstagmorgen gab es eine politische Präsentation auf dem Plaza über „Potable Agua“, also Trinkwasser. Allerdings habe ich das nicht so ganz verstanden, weil ich nach den Mayores Ausschau gehalten habe. Ich glaube, es ging darum, dass das Trinkwassersystem ausgebaut werden soll, was einen großen Vorteil für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen mit sich bringt.
In zahlreichen Bussen waren die Menschen aus der Umgebung angereist, um die Vorstellung dieses Projektes mitzubekommen und mit Plakaten zu unterstützen. Am Ende haben einige Jugendliche noch einen traditionellen Tanz aufgeführt und eine Musikband hat gespielt.
Mit dem Padre im Suptropico
Dieses Wochenende hatte meine Koordinatorin (hört sich besser an als Chefin) Patricia mich gefragt, ob ich Lust hätte, noch mal in einige Dörfer im Subtropico zu fahren. Niklas und Mathias sind dann auch noch mitgekommen. Wir haben den Padre begleitet, der in fünf verschiedenen Comunidades von Salinas Messen gegeben hat. Die Namen der Dörfer: Tigreheucre, Copalpamba, Mullidiahuan, Chazojuan und La Palma.
Wir sind währenddessen etwas wandern gegangen und haben uns umgeschaut oder falls es gerade am Regnen war, hat Mathias im Auto auf seiner Gitarre gespielt.
Die Kirchen sind alle kleine und einfache Gebäude im Gegensatz zu den prunkvollen Kirchen in Deutschland. Ich bin allerdings nur in dem kleinsten Dorf mit in die Messe gekommen. Teilgenommen haben nur acht Kinder und drei Erwachsene, obwohl das eine Mädchen meiner Einschätzung nach niemals älter als 16 war und ihr Baby auf dem Rücken trug. Ein vollkommen anderes Leben, welches für mich unvorstellbar ist; Früh viele Kinder kriegen und sonst nur Haus- und Feldarbeit.
Zunächst amüsant, irgendwann unangenehm waren auch die Väter, die versucht haben, mich von ihren attraktiven und intelligenten Söhnen zu überzeugen. Ganz schlimm sind die Gläser Bier, die man dazu immer angedreht bekommt und ich sag euch, die geben nicht so schnell auf.
Sehr interessant war am nächsten Morgen auch die Fischsuppe mit Yuka zum Frühstück. Und als wäre das nicht schon merkwürdig genug, haben die Einheimischen noch Ketchup darauf getan.
Also wirklich ungewohnte Dinge passieren mir hier immer wieder und ich hoffe, ihr habt so einen kleinen Einblick bekommen.
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