Hallo zusammen,
und ein frohes neues Jahr 2019!
Was letztes Jahr alles passiert ist, ist unglaublich. Ich habe allem vorweg mein Abitur geschafft und bin nach Ecuador geflogen, um hier einen Freiwilligendienst zu leisten. Unzählige kleine Ereignisse, jeder neue Ort und jede neue Person, die ich kennengelernt habe, haben mein Jahr geprägt und unvergesslich gemacht. Ich bin einfach dankbar für alle Möglichkeiten, die mir das Leben schenkt.
In Ecuador wird das alte Jahr verabschiedet, indem Puppen verbrannt werden, welche die Unzufriedenheit über vergangene Fehler oder unerreichte Ziele darstellen.
Diese Tradition habe ich schon am Freitag vor Silvester mit den Senioren kennengelernt. Wir haben zwei solcher Puppen gebastelt, in dem wir alte Kleidung zusammengenäht, mit Papier gefüllt und für das Gesicht eine Maske gestaltet haben. Unter Jubel und Beifall haben wir die Puppen dann auf die Straße geworfen und zu Asche verbrannt.
Abends gab es noch mit der Fundación ein kleines Fest zur Verabschiedung des alten Jahres, es wurden Spiele gespielt und es gab Fritada, ein typisch ecuadorianisches Gericht. Also gebratenes Schweinefleisch, mit Mote (eine Art Mais), Kartoffeln, Salat und Käse. Auch waren natürlich „Viejos“ gebastelt worden. Dieses Mal waren noch handgeschriebene Notizen angepinnt, welche erklärten, warum die Puppen verbrannt werden mussten, also welche Fehler begangen worden waren. Außerdem wurde auch deren Testament verlesen, welches sich an die Mitmenschen des „Viejos“ richtet und meist ziemlich humorvoll gestaltet ist. Die ganze Fundación hatte was zu lachen, ich hab vieles einfach nicht verstanden, weil ich dafür die Leute zu wenig kenne.
Am Samstag war ich dann mit meiner Gastfamilie in Las Cochas (so eine Art großer Park, mit Lagunen und Sportanlage). Sicherlich um die 50 Leute waren zusammengekommen und mein Gastvater meinte zu mir, das sei nicht einmal die Hälfte der Familie. Ich war etwas überfordert von den vielen neuen Gesichtern und Namen, aber total beeindruckt, dass die solche Treffen organisieren. Wir haben dann zusammen verschiedene Spiele gespielt und es hat super viel Spaß gemacht. Nur verlieren konnte absolut niemand und es wurde immer wieder geschummelt und diskutiert. Zwischendurch gab es dann noch Berge an Essen, was alles selber mitgebracht und dort vorbereitet wurde! Auch mit dem Wetter haben wir in letzter Zeit unglaublich Glück und ich habe mir trotz Sonnenschutz ziemlich das Gesicht verbrannt. Spät abends ging es dann im vollgequetschten Auto wieder zurück nach Salinas.
Den anderen Tag habe ich entspannt mit Spazieren und typisch ecuadorianisch Kochen verbracht. Abends waren wir dann noch in Guaranda und haben die Weihnachtsbeleuchtung (ja wir waren damit sehr früh dran) und die kunstvoll gestalteten „Viejos“ bestaunt, die zum Verkauf standen.
Am letzten Tag des Jahres habe ich dann zusammen mit Jhoselyns Familie noch zwei weitere Puppen gebastelt und sie dieses Mal allerdings mit Stroh gefüllt. Als diese fertig aufgestellt waren, mit Testament und allem drum und dran, sind wir durch die Straßen geschlendert, um uns die anderen „Viejos“ anzusehen.
Abends habe ich dann mit der ganzen Gastfamilie zusammen gegessen und danach sind wir auf die Straße gegangen, wo schon Feuer brannten und getanzt wurde. Wir haben uns dazu gesellt und kurz vor Mitternacht haben dann alle ihre Puppen geholt und ins Feuer geworfen, um alles Böse des letzten Jahres zu verbrennen. Zur Begrüßung des neuen Jahres gab es ein kurzes Feuerwerk. Alle haben sich in den Arm genommen und ein „feliz año nuevo“ gewünscht. Und da ist mir aufgefallen, wie viele Leute aus Salinas ich inzwischen kenne, wie schön es ist zuhause zu feiern und nicht unter fremden Menschen. Als es uns dann irgendwann kalt wurde, haben wir drinnen in der Bar weitergetanzt. Es war eine wirklich schöne Erfahrung und ein guter Start ins neue Jahr!
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