Hallo zusammen,
nun bin ich wieder in Deutschland und vermisse jetzt schon sehr Salinas, meine Arbeit, die Menschen, die Kultur und einfach alles. Die letzte Zeit musste ich so viele Berichte für die Organisationen schreiben, die mir dieses Jahr ermöglicht haben, dass ich gar keine Zeit mehr für meinen Blog gefunden habe. Aber ich bin einfach unglaublich dankbar für alles, was ich erleben durfte und möchte nun auch noch mit euch ein paar Erinnerungen an die letzten Monate in Salinas teilen. Von meinen Reisen teile ich ein anderes Mal noch paar Fotos.
Endlich hatte in Salinas so richtig der Sommer angefangen. Das hieß klarer Himmel und Sonnenschein, aber auch sehr viel Wind, welcher an den Kabeln rüttelte und das Licht zum Flackern brachte, sowie traumhafte Sonnenuntergänge.
Meine Arbeit mit den Senioren und den Kleinkindern hat mich so glücklich gemacht wie noch nie. Sie sind mir über das Jahr unglaublich ans Herz gewachsen und der Abschied ist mir sehr schwer gefallen.
Den letzten Monat habe ich wieder jeden Nachmittag mit den Senioren verbracht. Mit meinen neuen Mitarbeitern habe ich mich bestens verstanden, die gegenseitige Unterstützung genossen und die neuen Möglichkeiten, die sich uns nun eröffneten. Weiterhin bastelten, malten, spielten und feierten wir viel zusammen, aber haben auch mehr Zeit draußen verbracht. So waren wir beim kleinen Wasserfall in der Nähe von Salinas, haben im Garten gearbeitet und eine Tour in Guaranda unternommen.
Arbeit im Garten
La Cascada del Buho
Ausflug nach Guaranda
Morgens ging ich weiterhin in die Guarderia, wo ich jeden Morgen von freudig schreienden Kindern begrüßt und in den Arm genommen wurde. Nach dem Frühstück begleitete ich jeden Tag eine andere Gruppe, wir sangen, spielten und bastelten zusammen, was mir immer viel Spaß machte. Manchmal las ich was vor oder einmal waren wir mit allen sogar spazieren und picknicken. Das war eine ganz schöne Herausforderung, mit einem Baby auf dem Arm und noch zwei an jeder Hand. Dann half ich natürlich auch beim Füttern, aufs Toilette gehen, Hände waschen und Zähne putzen. Außerdem habe ich die Abschlussordner für die Kinder gestaltet, die ab dem Sommer in die Vorschule gehen.
Von den Kindern in der Vorschule und den Jungen in der Residenz habe ich mich schon Mitte Juli verabschiedet, als die Ferien angefangen haben. Dieser Teil meiner Arbeit war sicherlich der herausfordernste, weil ich auf mich alleine gestellt war und zuächst immer erst für Motivation sorgen musste, aber ich habe sehr viel gelernt von dieser Erfahrung und hoffe, ich konnte ihnen immerhin ein wenig mehr Englisch nahebringen und ihre Weltoffenheit fördern.
Besonders die letzte Woche in Salinas war fürchterlich für mich. Noch nie ist mir ein Abschied so schwer gefallen. Ich habe mich so gut eingelebt, dass ich mir kaum vorstellen konnte, was ich denn wieder in Deutschland soll. Ich wollte das alles nicht so wirklich wahrhaben und habe mich vor Abschiedsfeiern gedrückt. Alle würden halt weitermachen wie immer, nur halt eben ohne mich.
Zunächst stand der Abschied in der Guarderia an, aber die Kinder sind zum Glück noch zu klein, um das zu verstehen. Die Übergabe ihrer Ordner, die ich gestaltet hatte, und die Abschlussfeier der Kinder, die kommendes Jahr in die Vorschule gehen, waren trotzdem sehr emotional für mich. Sie sind so viel gewachsen, während der Zeit, die ich mit ihnen zusammen war, einige haben mit mir ihre ersten Schritte gemacht, andere sich das erste Mal getraut, vom Kasten zu springen. Gefühlt war ich die sehr stolze große Schwester aller.
Dann der wohl tränenreichste Abschied von meinen Senioren. Montags hatte der Padre mir die Messe gedacht und mich für meinen weiteren Weg gesegnet. Und mittwochs hatten meine Mitarbeiter für mich eine kleine Feier vorbereitet. Zunächst gab es ein letztes Mal Hühnerbrühe, sowie Reis mit einem Hühnchenbein aus dem Ofen und meinem Lieblingssalat, ein so typisches ecuadorianisches Essen, dass ich es auch nur erwähne, weil ich es vermisse. Danach haben wir uns alle zusammen in einen großen Kreis gesetzt, jeder hat mir paar liebevolle Wörter gewidmet, ich habe alle fest in den Arm genommen und die meisten haben angefangen zu weinen. Ich war in dem Moment einfach nur unendlich dankbar. Danach wurde natürlich noch getanzt und wieder gelacht.
Dann habe ich zum Abschluss noch eine Präsentation über meinen Freiwilligendienst gehalten vor der Organisation, für die ich gearbeitet habe, und vor den Vertretern aller Institutionen in Salinas. Noch nie hatte ich dort vorher so im Mittelpunkt gestanden, aber mir wurde sehr viel Dankbarkeit entgegengebracht, was ein schönes Gefühl war.
Mit meinen Mitarbeiterinnen in der Guarderia habe ich zum Abschluss zusammen Orangenkuchen gebacken auf eine so typische ecuadorianische, unorganisierte, aber gelassene Weise. Und mit meinen Mitarbeitern im Seniorenzentrum waren wir zusammen Pizza essen, diskutierend über die gleichen Themen wie immer. Alles kam mir so vertraut vor, obwohl ich wusste dieses ist zunächst das letzte Mal.
Mit meiner ganzen Gastfamilie war ich während der letzten Woche, nochmal in „Las Cochas“, einem Park bei Guaranda, wo die Familie ein Event mit Spielen und viel Essen veranstaltet hat. Leider war das unser absoluter Pechtag. Wir hatten schon den ganzen Tag vorher ohne Strom verbracht und das sollte sich auch nicht bis zum Folgenden ändern. Außerdem sprang das Auto zunächst nicht an und gab dann ein gutes Stück, bevor wir ankamen, ganz auf. Also mussten wir es ein gutes Stück den Berg hochschieben bis zur nächsten Werkstatt und hoffen, dass uns jemand anders mitnimmt. Aber in dem Moment gab es auf einmal eine enge Verbundenheit zwischen uns allen und der restliche Tag hat dann auch viel hat Spaß gemacht. An meinem letzten Abend hat meine Gastmutter noch sehr lecker für mich gekocht, mein Gastvater wie immer viel herumgescherzt und meine Gastschwester hat mir ein kleines selbstgebasteltes Geschenk überreicht.
Von den meisten Freunden habe ich mich einfach so verabschiedet, ohne großes Drum und Dran. Und dann der Abschied von der Pizzeria, welche wie ein zweites Zuhause für mich geworden ist. Ich habe so viele Abende dort verbracht gemeinsam mit der ganzen Familie. Ich bin ihnen unfassbar dankbar und wir haben auch jetzt noch viel Kontakt. Mit Vorfreude warte ich darauf bald auch Jhoselyn, ihre Tochter, die zurzeit einen Freiwilligendienst in Deutschland leistet, wiederzusehen.
Man sagt immer so schön, da wo man glücklich ist, kehrt man immer wieder hin zurück. Und Salinas hat einen ganz besonderen Ort in meinem Herzen eingenommen. Ich freue mich jetzt schon, bald zurückzufliegen und alle wiederzusehen.
Aber gleichzeitig fängt für mich ein neues Kapitel an. Ab Oktober werde ich in Passau Kulturwirtschaft studieren mit einem Fokus auf den spanischsprachigen Raum. Die Erfahrungen, die ich in Ecuador gemacht habe, spielen da eine sehr bedeutsame Rolle. Ich möchte mich gerne intensiver mit der Kultur und der Wirtschaft dort beschäftigen. Dieser Dienst wird mein Leben für immer prägen, ich möchte meine Erfahrungen weitergeben und versuchen, mehr Bewusstsein zu schaffen gegenüber globalen Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Ich kann einen Freiwilligendienst jedem empfehlen, welcher die Möglichkeit dazu hat, denn soziales Engagement weltweit ist etwas Wunderbares und Wichtiges. Ich hoffe, dass auch immer mehr Menschen aus Entwicklungsländern die Möglichkeit dazu bekommen, solch einen Dienst zu leisten und so eine andere Kultur kennenzulernen. Und auch wenn ich mit meinem Freiwilligendienst noch lange nicht die Welt gerettet habe, so hat er mir die Augen ein Stück weiter geöffnet.
Vielen Dank fürs Lesen und eure Unterstützung,
Sara
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