Hallo zusammen,
schon Anfang des Monats haben die Senioren angefangen, Lieder über den Karneval zu singen, und auf den Straßen von Salinas war man vor fliegenden Wasserbomben und Schaum nicht mehr sicher. Aber besonders in Guaranda, der Hauptstadt Ecuadors des Karnevals, verging kein Wochenende ohne Umzüge und Konzerte.
So richtig los ging es am Dienstag mit dem Einzug des Taita (anderes Wort für Papa) und der Mama des Karnevals (vergleichbar mit dem Dreigestirn) in Salinas. Mit den Senioren sind wir sogar mitgelaufen, eine Gruppe hat getanzt und ich habe mit der anderen musiziert und gesungen. Nachmittags gab es dann auf dem Platz noch Musik und alle haben zusammen getanzt bis es dunkel wurde.
Weiter ging es dann am Freitag, wo ich morgens zunächst geholfen habe Chingüiles vorzubereiten, eine typisch ecuadorianische Speise zu Karneval. Dazu haben wir eine Masse aus Maismehl, Butter und Eiern zubereitet, welche dann in Maisblättern eingewickelt nochmal gekocht wird.
Dann kamen auch schon die Senioren, wir haben zusammen getanzt, musiziert und den ersten Essensbergteller verdrückt, bestehend aus einem Stück Meerschweinchen und einem Teil Gallina (Landhuhn), Mote (eine Art Mais), Fritada (frittiertes Schweinefleisch), Kartoffeln und ein wenig Salat. Danach haben wir uns mit der Fundacion getroffen und wie ein Singwettbewerb veranstaltet, welcher Gruppe, die besten Strophen zum typischen Karnevalslied einfallen. Zwar konnte ich nicht viel beitragen, aber es war sehr unterhaltsam und meine Gruppe hat auch ohne meinen Einfallsreichtum gewonnen. Danach gab es dann noch mehr Essen, wieder sehr ähnlich, nur diesmal noch mit Kochbanane. Da es vorher natürlich auch noch immer Suppe gab, bin ich wie die meisten vollkommen gescheitert und habe das meiste eingepackt und mit nach Hause genommen.
Allerdings habe ich vermutlich trotzdem zu viel oder irgendetwas Falsches gegessen, denn die Nacht habe ich alles wieder ausgekotzt und am nächsten Morgen ging es mir noch immer miserabel. Was gar nicht in den Plan passte, schließlich waren gerade alle möglichen Freiwilligen auf dem Weg nach Guaranda, denn wir hatten vor am Sonntag an dem großen Umzug teilzunehmen und wir mussten noch unglaublich viel vorbereiten.
Irgendwie haben wir dann doch noch alles geschafft und standen am Sonntag mit unserem geschmückten Wagen, hübsch gemacht in unseren Trachten und voller Energie um zehn Uhr startbereit in der Mitte der Schlange der rund siebzig Wagen. Bis es dann auch los ging, dauerte es rund drei Stunden, sodass wir uns schon mal warmtanzten und in der Sonne brüteten. Aber auch als es dann endlich losging, sprühten wir nur so vor Energie und steckten damit auch die Tausenden Besucher an, als wir tanzend und singend durch die Straßen Guarandas zogen. Die Menschenmenge bespritzte uns mit Wasser, beschmierte uns mit Mehl und sprühten Schaum, was nicht immer angenehm, aber hier zum Karneval einfach hinzugehört. Als wir gegen vier Uhr die Bühne der Autoridades passiert hatten, waren meine Beine wie Gummi und meine Stimme heiser, aber ich unglaublich glücklich.
Am Montag stand dann der Karnevalsumzug in Salinas an. Ich hatte keinen Plan von nichts und bin von einem Haus zum anderen geeilt, um meine Tracht anzulegen. Aber wie gut, dass hier jeder jeden kennt und auch weiß, wo jeder wohnt. Letztendlich hatte ich dann nicht mal die richtige Tracht zu meiner Gruppe an, war dafür aber absolut abgeschnürt und habe andauernd mein Kopftuch verloren. Naja, davon abgesehen war es ein schönes Gefühl dazuzugehören und mit den anderen tanzend am Umzug teilzunehmen.
Außerdem war meine Freundin Julia in Salinas zu Besuch, mit der ich schon in Kanada war und die jetzt einen Freiwilligendienst in Machalilla an der Küste macht, sowie Annie eine Freiwillige in Guaranda. Neben den Feierlichkeiten habe ich den beiden noch ein wenig was von Salinas gezeigt. Nur dass ein Spaziergang über den Platz darin geendet ist, dass ich von paar Freuden mit Eimern voll Wasser übergossen wurde, sodass ich triefend nass war und mich erstmal umziehen musste.
Dass ich sonst zum Februar noch nichts berichtet habe, liegt schlichtweg daran, dass es so ziemlich der langweiligste Monat bisher war. Es hat tagein tagaus geregnet, ich habe den ganzen Monat vor mich hin gehustet und geschnieft und auch Salinas nicht wirklich verlassen. Trotzdem sind hier mal ein paar Eindrücke von meiner Arbeit, die mir noch immer viel Spaß macht und einfach den Großteil meiner Zeit einnimmt.
Anfang des Monats haben wir den Tag des Don Bosco gefeiert, welcher für die Salesianer (die Ordensgemeinschaft meiner Fundacion) eine tragende Rolle spielt. Er hat sich während seiner Lebenszeit besonders für arme und benachteiligte Jugendliche eingesetzt, so dass an diesem Tag alle Kinder, die in den verschiedenen Gemeinden von Salinas zum Katechismusunterricht gehen, zusammenkommen sind und Tänze aufgeführt haben.
Außerdem habe ich mir, wie ihr wahrscheinlich alle schon in den Fotos gesehen habt, die Haare gefärbt. Nur war es nie geplant gewesen, dass sie so dunkel enden. Die Friseure hier haben wohl nicht so viel Erfahrung mit blonden Haaren, aber immerhin besser als die vorherigen fleckigen Selbstfärbversuche mit einer Freundin. Viele waren zunächst vollkommen entsetzt, meinten sie könnten mich kaum wiedererkennen und auch ich muss mich noch an den neuen Look gewöhnen.
Außerdem gab es am 22. Februar in aller Frühe zwischen 5 und 6 Uhr direkt drei Erdbeben. Wie könnte man auch sanfter geweckt werden. Das erste hatte sogar eine Stärke von 7,5. Aber zum Glück war der Ursprung aller ein gutes Stück weg, sodass ich zwar gut durchgerüttelt wurde, aber hier nichts Schlimmes passiert ist, abgesehen von einer zerbrochenen Weinflasche.
Gestern Abend ist dann auch noch in meiner ganzen Provinz der Strom ausgefallen. Weil wir weder Kerzen zuhause hatten noch ein Laden geöffnet hatte, sind wir dann einfach früh schlafen gegangen.
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