Hallo zusammen,
die letzten beiden Tage habe ich zwei andere Comunidades von Salinas besucht, welche etwas abgelegen in den Subtropen liegen. Patricia, meine Chefin von der Fundacion Familia Salesiana, wollte mir nämlich gerne auch mal andere Einsatzorte der Fundacion zeigen und ich fand es total interessant.
Salinas de Guaranda hat eine Kooperation mit rund 30 anderen kleineren Comunidades in der Umgebung, welche ebenfalls in den Anden, aber auch teilweise in den Subtropen liegen. Das Klima dort ist total anders, weil es auf geringerer Höhe liegt. Es ist warm, feucht und besonders im Winter gibt es sehr viel Regen. Aus dem Subtropico kommen viele Produkte wie Bananen, Mandarinen oder auch andere Früchte sowie Kakao oder Kaffee.
Donnerstag haben Patricia und ich uns mit ihrem Auto auf den Weg gemacht. Doch das ist alt und schon etwas kaputt. Nicht nur hat es zahlreiche Versuche gebraucht bis das Auto mal angesprungen ist, auch mit dem Kompressor ist irgendetwas nicht in Ordnung und man muss regelmäßig Kühlwasser nachfüllen. Als wir dann endlich loswollten, ist uns noch aufgefallen, dass einer der hinteren Reifen platt ist. Also sind wir zunächst nach Guaranda, die nächstgrößere Stadt gefahren, um ihn zu flicken. Am Straßenrand haben wir an einer Art Stand gehalten und die ganze Familie samt der drei Kinder haben mit angepackt, den Reifen wieder in Ordnung zu bringen.
Danach konnten wir uns endlich auf den Weg in die Comunidades machen. Zunächst ging es noch ziemlich lang eine geteerte Straße entlang die Anden hinunter. Irgendwann sind wir dann rechts in einen Schotterweg eingebogen. Der war ziemlich schmal, kurvig und staubig. Vor jeder Kurve hat Patricia gehupt um zu wissen, ob uns wer entgegenkommt. Auch ging es durch kleine Bäche und über etwas unsicher wirkende Brücken.
In der ersten Comunidad Chazo Juan angekommen, hat Patricia vor jedem zweiten Haus angehalten, gehupt, Hallo gesagt und mich vorgestellt. Am Platz angekommen, haben wir erst einmal nach dem Kühlwasser geschaut. Einige Freunde von Patricia kamen direkt angelaufen und haben Ratschläge gegeben. Beim Öffnen des Deckels kam uns eine heiße Wasserfontäne entgegen und wir haben neues Wasser nachgefüllt. Eine Frau war vor ihrem Haus gerade dabei, Fleisch zu kochen und hat uns angeboten, wenn wir noch was Zeit haben, können wir mitessen. Also hat mir Patricia noch ein wenig mehr vom Ort gezeigt.
An einer Stelle im Fluss waren gerade einige Kinder am Baden. Das Wasser war teilweise sogar recht tief, aber richtig schwimmen konnte keiner von denen. Leider hatte ich keine Sachen dabei, um auch schwimmen zu gehen. Zurück am Platz standen schon einige andere Leute bei der Frau, die in ihrem riesigen Topf das Essen anrührte. Jeder bekam eine Schale mit Fleisch und Patacones (Kochbananen). Ich bin immer wieder begeistert von der Gastfreundschaft der Leute und wie einfach immer für mehrere noch mitgekocht wird.
Nach dem Essen sind wir weitergefahren nach Mullidiahuan (versucht das mal bitte auszusprechen…so viele Leute haben mich im Nachhinein gefragt, wo ich war, und ich bin immer wieder an diesem Namen gescheitert). Auch da hat Patricia wieder gehupt bis jemand aus dem Haus kam, um Hallo zu sagen und mich vorzustellen. Am Platz haben wir das Auto abgestellt und unsere Sachen zu einem Freund ins Haus gebracht, der uns einen Schlafplatz zur Verfügung gestellt hat. Danach haben wir noch die restlichen Leute alle begrüßt, aber hier in der Comunidad reden die viel schneller und undeutlicher, dass ich so gut wie nichts verstanden habe.
Zurzeit baut meine Fundacion hier ein Haus für Touristen, denn in der Nähe soll es tolle Wasserfälle geben, welche wir leider nicht mehr geschafft haben zu besuchen. Stattdessen haben zwei Typen uns mitgenommen zu der Hütte, wo Zuckerrohr zu Zucker verarbeitet wird. Mit einer Machete wird das Zuckerrohr halbiert, danach ausgepresst und abgekocht. Schon beim Kauen auf dem Zuckerrohr schmeckt man die Süße. Mit dem ausgepressten Saft sowie paar Orangen haben wir einen wirklich leckeren Cocktail gemixt. Aber danach hatte ich Bauchschmerzen vom vielen Zucker.
Zurück im Dorf haben wir ein wenig beim Volley spielen zugeschaut, danach gab es bei der Nachbarin Abendessen. Ich habe extra um ein bisschen weniger gebeten, weil die Portionen hier immer so riesig sind und fand sie immer noch „bastante“. Alle haben sich über mich lustig gemacht, weil ich schon mit der „Kinderportion“ gekämpft habe und eigentlich habe ich einen guten Appetit. Wir saßen noch eine Weile mit Bier beisammen und ich habe versucht, dem Typ, bei dem wir geschlafen haben, ein wenig Deutsch beizubringen. Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass alle mich für mein Aussehen und meine Herkunft bewundert haben, wodurch ich mich etwas unwohl gefühlt habe. So gerne hätte ich mich mit denen richtig auf Spanisch unterhalten, um mich weniger wie ein Ausstellungsstück zu fühlen.
Am nächsten Morgen haben wir uns wegen der Probleme mit dem Auto dazu entschieden, nicht noch in eine andere Comunidad zu fahren, sondern zurück nach Salinas. Auf dem Foto sieht man rechts meine Chefin Patricia und in der Mitte sind noch drei Leute aus Riobamba, die wir auf dem Rückweg mitgenommen haben.
Insgesamt waren die zwei Tage in der Wärme mal eine willkommene Abwechslung. Die Natur dort ist einfach unglaublich und ich war fasziniert von der Freundlichkeit der Menschen. Ich wünschte nur mein Spanisch wäre etwas besser, aber vielleicht habe ich die Chance, ja noch einmal dorthin zu kommen.
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