Hallo zusammen,
inzwischen bin ich schon fast eine Woche in Salinas. Die ersten Tage waren intensiv und voller neuer Eindrücke, die sich kaum zusammenfassen lassen. Aber ich bin total glücklich hier, liebe die Umgebung und die Leute. Nur an Kälte, Höhe und Sprache muss ich mich noch gewöhnen. Jeden Tag habe ich immer ein wenig geschrieben, aber ich füge das jetzt einfach mal Tagebuch ähnlich zusammen.
Donnerstag, 23. August
Endlich bin ich hier in meinem kleinen Dörfchen auf 3500m Höhe angekommen und bisher gefällt es mir hier ziemlich gut. Nur an die Höhe und die Kälte muss ich mich noch gewöhnen.
Von Guaranda, der nächstgrößeren Stadt, sind Niklas, mein Mitfreiwilliger, und ich mit dem Taxi eine gute halbe Stunde nach Salinas gefahren. Das Taxi war gut gefüllt und einige sind auch hinten auf der Ladefläche mitgefahren. Wenn wer aussteigen wollte, hat er kurz geklopft.
Salinas in Wirklichkeit und nicht nur auf Fotos zu sehen, war unglaublich. Am zentralen Platz sind wir ausgestiegen und ich habe meinen Gastvater angerufen, der uns dann abgeholt hat. Er musste allerdings zurück zur Arbeit und ich habe erst mal Koffer ausgepackt, oder es zumindest versucht, da mein Schrank viel zu klein ist. Abends habe ich mit meinem Gastvater noch seine Mutter besucht, welche am warmen Feuer saß, allerdings kaum verständlich für mich war. Dann haben wir uns mit Niklas und seiner Gastmutter in einer Pizzeria getroffen. Und als wäre da nicht schon mehr als genug Käse darauf gewesen, streute mein Gastvater noch Parmesan oben drauf.
Meine restliche Gastfamilie ist zurzeit in Guayaquil, wo meine Gastmutter herkommt und meine Gastschwester auch studiert. Sie kommen erst am Montag zurück nach Salinas. Mein Gastvater muss arbeiten, also bin ich zur Zeit häufig alleine zuhause.
Das Haus ist einfach und wirkt etwas zusammengewürfelt. Leider hat es auch eher weniger Fenster, wodurch es meistens etwas dunkel drinnen ist. Außerdem ist es drinnen genauso kalt wie draußen und ich ziehe nie Jacke oder Schuhe aus. Aber immerhin gibt es warmes Wasser und ich habe mein eigenes kleines Zimmer. Nur meine Wäsche werde ich zukünftig von Hand waschen müssen.
Freitag, 24. August
Die erste Nacht war hart. Ich habe in zwei Pullis, mit dickem Schlafsack und drei Decken geschlafen und trotzdem gefroren. Schließlich liegt die Temperatur nachts bei um so 0 Grad. Auch der Wind ist ziemlich stark, rüttelt laut am Haus und hat mich lange wachgehalten.
Heute Morgen habe ich dann erst mal warm geduscht und Tee getrunken. Danach hat mein Gastvater mich allen möglichen Leuten vorgestellt, dessen Namen ich mir gar nicht merken konnte. Sein Freund Kleve hat Niklas und mir dann Salinas gezeigt. Richtig schön sind die bunt angestrichenen Häuser und überall sieht man Hunde, Lamas, Esel und Pferde. Wir waren in den zahlreichen Fabriken, wo zum Beispiel Käse, Öle, Wolle, Schokolade, getrocknete Früchte, Fußbälle oder Liquor hergestellt wird. Das war super interessant anzuschauen. Dabei hat Kleve uns alles mögliche über die Geschichte Salinas und die Produktion der Produkte erklärt. Das meiste habe ich auch verstanden, einiges einfach abgenickt. Außerdem waren wir bei den Salzminen, durch welche Salinas seinen Namen bekommen hat. Zurück in den Ort mussten wir rund 50 Treppenstufen steigen und danach war ich so unglaublich fertig. Denn durch die Höhe wird jede Kleinigkeit richtig anstrengend. Danach saßen wir noch ein wenig auf dem Platz und haben uns unterhalten, bis ich nach Hause gegangen bin, weil es mir nicht so gut ging.
Nachmittags war es dann wieder ein wenig besser und ich wollte mich mit Niklas am Platz treffen. Kaum angekommen, kam eine Gruppe von Typen auf mich zu, wollten mir Liquor andrehen und haben mich ausgefragt. Allerdings waren sie nur in Salinas zu Besuch. Später kamen dann Niklas und unser Mentor Lenin, welcher in Salinas ein Hostel betreibt, und haben mich gerettet. Lenin hat uns sein Hostel gezeigt und danach sind wir zufällig wieder auf Kleve getroffen, der ein Auto organisiert und mit uns auf einen Berg über den Wolken gefahren ist. Mit dabei waren noch zwei seiner Freunde, David und Jhoselyn, welche ich bald in Deutsch unterrichten werde. Von dort hatten wir eine wunderschöne Sicht auf den Chimborazo, den höchsten Berg Ecuadors mit über 6000m. Auf der anderen Seite haben wir der Sonne beim Untergehen in den Wolken über dem Suptropico zugesehen. Wirklich wunderschön!
Samstag, 25. August
Heute bin ich aufgewacht und habe mich absolut miserabel gefühlt. Die ganze Nacht hatte ich schon nicht gut geschlafen und am Morgen hatte ich gefühlt alles von Magen-Darm Problemen über Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Schwindel. Mein Gastvater ist nach Guaranda einkaufen und zu seinem Fußballspiel gefahren, ich bin einfach im Bett geblieben.
Mittags ging es mir schon etwas besser und mir wurde so langsam langweilig. Also bin ich mit Niklas nach Guaranda gefahren, um unsere Mitfreiwillige Lisanna zu besuchen, die dort ihre eigene Wohnung hat. Das war nicht die beste Idee, denn ich hatte den restlichen Tag mit fürchterlichen Kopf- und Bauchschmerzen zu kämpfen. Trotzdem war es schön, so von ihren ersten Eindrücken zu hören und ein bisschen durch die Stadt zu spazieren. Besonders beeindruckend fand ich den Markt mit seinen unzähligen bunten Ständen, wo Gemüse, Obst aber auch Kleidung angeboten wurde. Abends bin ich zurück nach Salinas gefahren und habe zusammen mit meinem Gastvater Spaghetti gekocht. Danach saß ich noch ein wenig am warmen Gasofen, bevor ich mal wieder total fertig ins Bett gefallen bin.
Sonntag, 26. August
Das war die erste Nacht in der ich wunderbar geschlafen habe und nächsten Tag ging es mir dann gleich viel besser. Zum Frühstück gab’s Brot mit Marmelade und Käse sowie Tee und Bananenmilch (Ich betone jetzt jedes Mal das Essen, weil ich mich nach meiner Appetitlosigkeit wegen der Magenprobleme so gefreut habe, wieder Essen genießen zu können). Gegen halb zehn bin ich dann mit meinem Gastvater ins Zentrum gegangen. Da war ganz schön was los, denn heute war ein Fahrradrennen durch die Umgebung mit rund 60 Teilnehmern. 40 Kilometer ging es steil bergauf und bergab, was hier nochmal wesentlich anstrengender ist, wenn man es nicht gewöhnt ist. Nachdem wir paar Fahrer angefeuert haben, welche als besonderes Hindernis noch die spielenden Hunde auf der Straße hatten, bin ich mitgekommen in die Messe. Ich fand es total interessant, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, zu wie ich es aus Deutschland gewöhnt bin, zu sehen. Zum Glück gab es ein Textblatt, auf dem sogar die Lesungen oder Fürbitten draufstanden, sonst wäre das mit dem Verständnis schwierig geworden. Etwas ungewohnt für mich war, dass der Pfarrer bei der Kommunion die Oblate in den Wein getaucht und direkt in den Mund gelegt hat. Aber mir hat es total gut gefallen, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, auch wenn es mir natürlich schwerfällt, auf Spanisch mitzubeten.
Nach der Messe habe ich mich mit einigen Freunden meines Gastvaters und Lenin unterhalten, bis Lisanna und Niklas aus Guaranda zurückgekommen sind. Wir haben ihr ein bisschen das Dorf und die Salzminen gezeigt und uns am Platz mit paar Leuten unterhalten.
Zu Mittag waren wir bei mir zuhause und haben meinem Gastvater geholfen beim Kochen. Er hält sich zwar nicht so für den begnadeten Koch, aber ich bin immer noch etwas überfordert von der fremden Küche und den ungewohnten Lebensmitteln, um viel mitwirken zu können. Es gab dann auf jeden Fall etwas versalzene Suppe, Fleisch und Salat.
Den Nachmittag haben wir nur zusammen Fotos angeschaut, waren noch etwas bei Lenin im Hostel und schließlich ist Lisanna wieder zurückgefahren. Ich war gerade duschen und bin jetzt total gespannt auf morgen, wenn ich endlich mehr über mein Projekt erfahre und auch den Rest der Familie kennenlerne.
Montag, 27. August
Tagsüber war ich das erste Mal arbeiten. Nach einigen Versammlungen am Morgen, war ich nachmittags bei den Senioren (dazu folgt noch ein ausführlicher Beitrag). Nach Feierabend saß ich noch ein wenig auf dem Platz und hab mich mit paar Typen unterhalten. Das Problem an Salinas ist, dass es gefühlt keine Frauen in meine Alter hier gibt. Angeblich sitzen sie entweder einfach zuhause, arbeiten oder sind in eine größere Stadt gezogen. Die Jungs dagegen sind meist zahlreich beim Spielen der ecuadorianischen Version von Volleyball auf dem Platz anzutreffen. Einige starren mich an (danke an meine helle Haut, blonde Haare, blaue Augen und meine Größe) und ich sag dann einfach Hallo oder sie sprechen mich häufig auch an. Aber die sind immer sehr nett und rücksichtsvoll auf mein miserables Spanisch.
Als ich abends auf dem Weg nach Hause war, sind gerade meine Gastmutter und Gastschwester angekommen. Ich habe ihnen direkt mit dem Koffer geholfen. Meine Gastmutter ist etwas schwerer zu verstehen, weil sie aus Quayquil kommt, wo man mit einem etwas fremden Akzent spricht. Aber sie ist sehr nett. Meine Gastschwester ist fünf Jahre alt und richtig süß. Nur sie ist andauernd am Handy, spielt Spiele, schaut Filmchen oder hört spanische Lieder, welche definitiv Weihnachtsmelodien haben. Außerdem haben sie die beiden Katzen mitgebracht, worüber ich mich total gefreut habe, mein Gastvater eher weniger, weil er keine Katzen mag.
Zum Abendessen war der Freiwillige aus Südkorea zu Besuch, welcher bei meinem Gastvater arbeitet. Sein Spanisch ist noch nicht ganz so gut, aber es war wirklich interessant, von seinen Lebenserfahrungen zu hören. Zudem hat er uns unsere Namen auf koreanischen Schriftzeichen gezeigt.
Dienstag, 28. August
Die Arbeit im Seniorenzentrum heute war total frustrierend. Mir fällt es so unglaublich schwer, die zu verstehen und war danach total müde und fertig. Auf meinem Weg nach Hause habe ich Jhoselyn getroffen und sie hat mir den Tag gerettet. Erst saßen wir ein wenig am Platz, haben uns unterhalten und den Jungs beim Volley spielen zugeschaut. Später sind wir eine Anhöhe mit Blick aus Salinas hoch gewandert und ich habe mal wieder mit jeder Treppenstufe gekämpft.
Mittwoch, 29. August
Heute war fast schon langweiliger Alltag. Den Tag über war ich wieder im Seniorenzentrum und wir haben Schweinchendosen gebastelt. Danach habe ich mit meiner Mitarbeiterin und den zwei Jungs aus dem Sojaladen gegenüber, Kicker gespielt, bis wir uns dann mal ans Aufräumen gemacht haben. Dementsprechend war es auch schon etwas später und ich habe zuhause nur noch geduscht, Abend gegessen, mit meiner Familie entspannt und meine Sachen gepackt, weil ich für die nächsten beiden Tage mit Patricia, meiner Chefin von der Fundacion, in zwei andere Comunidades von Salinas gefahren bin. Diese liegen etwas abgelegen in den Subtropen und ich habe die Möglichkeit, auch das Leben und die Leute dort kennenzulernen.
Ich bin wirklich glücklich mit meiner Entscheidung, hierhin zu kommen. Ich kann nur wiederholen wie freundlich die Menschen und wie schön das Dorf und die Umgebung ist. Besonders nett ist es, durch die Straßen zu laufen und begrüßt zu werden von einer bekannten Person und ein paar Worte auszutauschen. Obwohl ich sagen muss, dass mich viele kennen, weil ich halt die neue Voluntaria bin und auch mit meinem Aussehen heraussteche, aber ich im Gegensatz die anderen oft nicht. Oder ich erinnere mich an ein Gesicht, aber weiß den Namen einfach nicht mehr und will nicht andauernd nachfragen, weil ich weiß, dass ich so viel eh nicht behalten kann. Aber das werde ich schon noch lernen, genauso wie die zahlreichen neuen spanischen Vokabeln.
P.S. Das mit den Fotos ist so eine Sache. Ich habe meistens ja Niklas mit bei mir, der hat halt ne super Ausrüstung und fotografiert viel und gut, sodass ich mir daneben wie ein Idiot vorkomme. Aber ich will jetzt auch nicht seine Bilder übernehmen…obwohl die, wo ich drauf bin, habe ich mir schon stibitzt.
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